Der Echte Baldrian – Valeriana Officinalis L.

Wir Menschen nehmen Pflanzen und Blüten mit all unseren Sinnen wahr. So können wir ihren jeweils individuellen Duft riechen, ihre Beschaffenheit ertasten und uns mit unseren Augen an ihrem Aussehen erfreuen. Von Pflanzen und Blüten umgeben zu sein, wirkt für manch einen wie Balsam für die Seele. So erstaunt es auch wenig, dass wir gerne mehr über die Eigenschaften von Pflanzen und Blüten erfahren möchten, die wir in unserem Umfeld, beispielsweise dem eigenen Garten, haben möchten.

Einige Pflanzen können durchaus „Balsam“ für die Seele sein und heilende Kräfte besitzen, wie zum Beispiel die valeriana officinalis L, bekannter als Echter Baldrian. Im Jahre 1753 wurde der Echte Baldrian von dem schwedischen Naturforscher Carl von Linné in seinem Species Plantarum erstmals veröffentlicht. Mit Blick auf die Historie des Baldrians wird schnell deutlich, warum es sich hierbei um eine allseits bewährte und beliebte Pflanze handelt. Begeben wir uns auf eine kurze Reise in die Antike und das Mittelalter: Bereits Plinius und Dioskurides erkennen die heilende Wirkung der valeriana officinalis. So wurde die Heilpflanze zu Beginn etwa für Beschwerden im Brustbereich oder auch gegen Seitenstechen eingesetzt. Im 10. Jahrhundert erlangte der Baldrian weitere Einsatzmöglichkeiten und wurde, wie in den zentralen Schriften der Medizinschule von Salerno festgehalten ist, für Magenbeschwerden und Verdauungsprobleme angewandt. Im Mittelalter, um die 1500, wurde die Pflanze unter anderem auch als Mittel zur Verbesserung der Sehkraft eingesetzt, weshalb der Baldrian auch als Augenkraut bezeichnet wird.

Abb. 2: Herbarbeleg aus dem Herbarium Senkenbergianum

Begeben wir uns nun weiter auf unserer kleinen Zeitreise ins 18. Jahrhundert, denn dort hieß es zu Zeiten der Hexenmythologie, dass die wundersame Pflanze vor (böser) Zauberei schütze. Doch wie sieht es im heutigen 21. Jahrhundert aus? Manch einer wird bereits in Form von Tee oder Tropfen in unruhigen Zeiten zum Baldrian gegriffen haben, denn die Heilpflanze ist heutzutage vor allem als Schlaf- und Beruhigungsmittel bekannt. Interessanterweise sind wir Menschen allerdings nicht die Einzigen, die von der Krautpflanze profitieren. Unter dem Namen Katzenkraut, oder Katzenbaldrian, ist die valeriana officinalis ebenfalls bekannt, da auch die kleinen Fellnasen Gefallen an dem Kraut finden. Anders als bei uns Menschen jedoch, sorgt der Baldrian nicht für ein ruhiges Gemüt. Die Pflanze bringt durch die berauschende Wirkung auf die Tiere eine Menge Spaß und Action in den Katzenalltag.

Abb. 3: Baldrianwurzel.

Auf der obigen Abbildung sieht man eine Darstellung der valeriana officinalis L. des Forschungsinstituts Senckenberg. Die Pflanze wurde erstmals im August 1960 am Pfeifenweiher in Lauterbach in Hessen gefunden. Sie erreicht in ihrer Blütezeit von Mai bis Juli eine Höhe von bis zu zwei Metern. Dabei zieren traubenförmige Blüten das obere Ende des langen Stängels und versprühen einen aromatisch-süßlichen Duft. Der Durchmesser der Blüten kann hierbei 4 bis 5mm betragen. Das wahre Goldstück der Krautpflanze ist in ihrer freien Natur allerdings nicht mit dem bloßen Auge erkennbar, sondern verbirgt sich tief unter der Erde. Die unterirdische Wurzel des Baldrians ist nicht nur das Überdauerungsorgan der Pflanze, sondern auch der Schlüssel für (fast) alle Heilwirkung. Verarbeitet zu ätherischen Ölen beispielsweise, wirkt sie Wunder bei einer unruhigen Nacht oder bei hoher Nervosität. 

Die große Wunder-Heilpflanze valeriana officinalis ist auch eine wahre Heldin, wenn es um das Überleben in der Natur geht. Sie kann sich dank ihrer unterschiedlich ausgebildeten Laubblätter problemlos an die Bedingungen ihres Standortes anpassen – auch wenn sie Flussufer, Bach & Co. bevorzugt, genießt die Baldrian Pflanze auch gerne mal die frische Luft in höheren Bergregionen. Das wahre Naturtalent Baldrian ist nicht nur der perfekte Begleiter an stressigen Tagen, um Sie wieder zur Ruhe kommen zu lassen, sondern auch die perfekte Ergänzung in Ihrer Gartenlandschaft mit ihrem süßlich-aromatischen Duft!

Literaturangaben:

Arnold, W.: Echter Baldrian – Valeriana officinalis (2020), https://www.awl.ch/heilpflanzen/valeriana_officinalis/baldrian.htm (23.03.2021).
Forschergruppe Klostermedizin (Hg.): Baldrian. Valeriana officinalis L. Valerianaceae (2020), http:///index.php/heilpflanzen/historische-monographien/38-baldrian-valeriana-officinalis-l-valerianaceae (23.03.2021).
Linné, Carl von: Species Plantarum. 1. Bd. Lars Salvis, Stockholm 1753, 31.
Vogel, A.: Valeriana officinalis L. Baldrian (o. J.), https://www.avogel.de/pflanzenlexikon/valeriana_officinalis.php (23.03.2021).

Abbildungsverzeichnis:

Abbildung 1: WikimediaImages, https://pixabay.com/de/photos/valeriana-officinalis-garten-baldrian-846615/, Lizenz: Pixabay.
Abbildung 2: (c) Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR).
Abbildung 3: GOKALP ISCAN, https://pixabay.com/de/photos/baldrian-wurzel-baldrian-233970/, Lizenz: Pixabay.