Der gemeine Lein

Abb. 2: Leinsamen

Sie gelten als das Superfood der letzten Jahre, ob für das Müsli am Morgen oder zum Brot backen – Leinsamen dürfen schon seit Jahren in vielen Küchen nicht mehr fehlen. Auch auf den sozialen Netzwerken sind sie vertreten, allein auf der beliebten Social-Media Plattform Instagram erhält man bei der Suche mit dem Stichwort „Leinsamen“ über 60.000 Beiträge (Stand 08.02.2021). Anders als die ebenfalls als Superfood bekannten Chiasamen, mit denen sie oft verglichen werden, sind sie sogar in Deutschland heimisch. Die Pflanze, aus der die gesunden Omega-3-Träger gewonnen werden, trägt den Namen Linum usitatissimum L. und hat noch viel mehr zu bieten. Wenig verwunderlich daher auch ihr Name, denn das lateinische Attribut usitatissimum bedeutet so viel wie „am gebräuchlichsten/am meisten verwendet“ und bezieht sich auf das breite Verwendungsfeld des Leins. Im Deutschen wird die Pflanze Saat-Lein, gemeiner Lein oder auch Flachs genannt.

Das vorliegende Exponat wurde um 1870 gesammelt und kam über den Nachlass von August Conrad Müller in das Herbarium Senckenbergianum.

Der Saat-Lein erreicht eine Größe von 40-100 Zentimetern, die Blüten sind meistens hellblau, selten auch weiß, violett oder rosa. Je nach Verwendung wird zwischen Faserlein und Öllein unterschieden. Da Faserlein vor dem Zustand der Vollreife geerntet wird, liegt der Ölgehalt der Samen niedriger als beim Öllein.

Die Fruchtstiele tragen eine Kapsel, welche sich in fünf Fächer aufteilt. In jedem Fach liegen zwei Samen. Je nach Sorte können die Samen hellgelb bis dunkelbraun sein. Der Ölgehalt der Samen beträgt zwischen 30% und 45% und ist abhängig von der Sorte sowie dem Reifegrad. Diese Samen beinhalten nicht nur Omega-3-Fettsäuren, sondern auch Ballaststoffe, weshalb sie bei Anhänger*innen einer bewussten Ernährung so beliebt sind.

Durch die Nutzung der Leinsamen als Abführmittel bei Verstopfung gewann der Lein 2005 außerdem auch den Titel „Heilpflanze des Jahres“. Auch in der Gynäkologie spielt der Leinsamen eine Rolle: Die in den Leinsamen vorhandenen Pflanzenhormone (Lignane) ähneln in der Struktur dem Östrogen, weshalb sie auch Phytoöstrogene (pflanzliche Östrogene) genannt werden. Diese können während der Wechseljahre dazu beitragen, den Hormonhaushalt auszugleichen.

Das Leinöl wird durch eine Kaltpressung der Samen gewonnen. Der Gehalt an für den menschlichen Körper lebensnotwendigen Omega-3-Fettsäuren in Leinsamenöl beträgt zwischen 45% und 71% und ist damit einer der höchsten bei den Pflanzenölen. Wie die Leinsamen findet auch Leinöl in der Küche große Beliebtheit. Außerdem kann es auch für die Herstellung von Kosmetika sowie Farben und Lacken genutzt werden.

Abb. 3: Linum usitatissimum L. aus dem Herbarium Senckenbergianum
Abb. 4: Leinfeld kurz vor der Ernte

Die Leinenfasern werden hingegen aus den Stängeln der Pflanze gewonnen, dabei werden sie nach der Ernte zunächst geröstet, später werden Langfasern von Kurzfasern getrennt. Langfasern werden weiter zu Textilien verarbeitet, Kurzfasern hingegen zu Papier.

Wie man sieht macht der Lein seinem Namen alle Ehre und ist ein echter Allrounder! Aufgrund der zahlreichen gesundheitlichen Vorteile wird er wohl zu Recht als Superfood bezeichnet und aus vielen Küchen nicht mehr wegzudenken sein.

Literaturangaben:
Dambroth, Manfred: Flachs: Züchtung, Anbau und Verarbeitung. Stuttgart 1988.
Deutsche Apothekerzeitung: Heilpflanze des Jahres 2005: der Lein (2004), www.deutsche-apotheker-zeitung.de/daz-az/2004/daz-44-2004/uid-12836 (22.01.2021).
Genaust, Helmut: Etymologisches Wörterbuch der botanischen Pflanzennamen. 3.vollständige und überarbeitete Auflage. Hamburg 2005.
Instagram: #leinsamen (o. J.), https://www.instagram.com/explore/tags/leinsamen/ (08.02.2021).
Krankenkassenzentrale: Omega-3 reiche Öle – Aktuelle Liste 2020 (2020), www.krankenkassenzentrale.de/wiki/omega-3-oele (25.01.2021).
Meyer, Thomas: Lein – Blüten blau, Blätter zumindest im oberen Stängelabschnitt wechselständig (o. J.), www.blumeninschwaben.de/Zweikeimblaettrige/Leingewaechse/linum_blau.htm#Saat- (22.01.2021).
Purle, Thorsten: Lein (2018), www.kraeuter-buch.de/kraeuter/Lein.html (25.01.2021).
Sebens, Kathrin: Genussvoll durch die Wechseljahre. Beschwerden lindern mit Leinsamen & Co. Stuttgart 2006.
Abbildungsverzeichnis:
Abbildung 1: Ursula Ninfa, https://commons.wikimedia.org/wiki/File:Gemeiner_Lein_Roscheiderhof_H2a.jpg, Lizenz: CC-BY-SA 3.0.
Abbildung 2: (c) Julia Schuld.
Abbildung 3: (c) Herbarium Senckenbergianum Frankfurt/M. (FR).
Abbildung 4: Tuulikki Viilo, Pixabay Lizenz.