
Pimp my Soß‘ – Sanguisorba minor Scop.
Mhhh schmeckt das gut. Würzig und im Abgang leicht bitter. Dezent nussartig und erinnernd an den Geschmack einer Gurke. Auf jeden Fall ein Geschmackserlebnis, so zumindest tönt es in den Beiträgen vieler Kochportale. Welcher Tourist kostet bei einem Urlaubstrip nach Frankfurt, der wunderbaren Metropole Hessens, nicht einmal die sagenumwobene Grüne Soße in einer der zahlreichen Äppelwoi-Wirtschaften bei einem kühlen Apfelwein und Schnitzel. Auch wenn die Legende, dass es sich bei der Pimpinelle um eine der Leibspeisen Goethes handelte, wohl nicht der Wahrheit entspricht, hat die andauernd krautige Pflanze als eine Hauptzutat des traditionellen Frankfurter Gerichts neben Schnittlauch, Borretsch, Kerbel, Sauerampfer, Petersilie und Kresse Kultstatus erreicht. Welches Gericht kann schon von sich behaupten, dass es ein eigenes Festival hat? – Grie Soß – das ist die Antwort. Im Mai 2007 ist sogar ein Denkmal im Stadtteil Oberrad eingeweiht worden. Sieben Gewächshäuser gibt es hier zu bestaunen. Sieben Gewächshäuser für die sieben Kräuter, die in jede echte Grüne Soße gehören. In der Dämmerung leuchten sie herrlich schön. Die unterschiedlichen Grüntöne der kleinen Häuser erinnern dabei an jedes einzelne Kraut. Um eine originale Grüne Soße zuzubereiten sei angemerkt, dass die Zutaten zwingend aus Frankfurt und der nächsten Umgebung stammen müssen, so steht es immerhin in der EU-Verordnung Nr. 1151/2012. Kulinarisch eignet sich die Pimpinelle ebenfalls hervorragend als Salatzutat und sie wurde früher sogar in der Bierbrauerei verwendet.

Ca. 40-50cm lang ist der bräunlich-grüne Stängel der getrockneten Pflanze, der in der Natur aufsteigend bis aufrecht in die Höhe wächst. Sie hat gefiederte und unpaarige Laubblätter, die vier bis zehn Paare grüne Fiederblätter besitzen. An jedem Laubblatt befindet sich ein endständiges Fiederblatt. Die einzelnen Fiederblätter sind höchstens 2 cm lang, haben eine elliptische Form und sind beidseits drei- bis neunmal gezahnt. Die Blüten sind in bräunlich bis grünlich und kugeligen Ähren angerichtet, die höchstens 2 cm – Und dann plötzlich stockt mir der Atem und ich höre auf zu tippen. Bin ich auf dem richtigen Weg? Gibt es nicht so viel Wichtigeres über diese Pflanze zu sagen als diese schnöden botanischen Daten und Fakten? Ich sitze gedankenversunken an meinem Schreibtisch, wippe mit meinem Bein und starre auf den Kleinen Wiesenknopf.
Nun sag mir Kleiner Wiesenknopf, was sehe ich nicht?

Viele verschiedene Namen trägt Sanguisorba minor Scop., unter anderem Bibernelle, Pimpinelle, Kleiner Wiesenknopf und Blutstillerin (lat. sanguis – Blut, lat. sorbere – aufsaugen), da sie gegen Blutungen verschiedener Ursachenhilft. So brühte man die Pflanze schon im Mittelalter mit heißem Wasser auf und träufelte die Lösung auf schmerzende Wunden, um die wohltuende Wirkung schnell zu spüren. Die pflegende Pimpinelle gibt sogleich Gerbstoffe, Flavonoide, Vitamin C und Sanguisorbin ab. Alles Stoffe, die das Blut gerinnen lassen. Sie kommt in Europa vor, wo sie auf kalkreichen und steinigen Lehm- und Lößböden wächst. Der Kleine Wiesenknopf sprießt oft auf trockenen Böden an Waldrändern und liebt das Sonnenbaden. So vielleicht auch dieser Kleine Wiesenknopf, bevor er am 15.06.1955 auf dem Gerstenröder-Kopf im Kreis Alsfeld von H. Hupke gepflückt wurde. Seither liegt das Objekt nun zur digitalen Anschauung, gefördert durch das DFG-Projekt „Digitalisierung und Online-Verfügbarmachung des Hohhaus-Herbariums und der Sammlung Goldschmitdt“ in der Senckenberg Aquila, für uns bereit. Nun was sehen wir?
