
Ecocriticism
Eine definitorische Annäherung
Eine einheitliche Definition lässt sich in Bezug auf den Ecocritisism nicht festmachen, jedoch gibt es einige Eigenschaften, die diesen kennzeichnen, allen voran der Bezug zur Umwelt (Bühler, 30). Charakteristisch ist darüber hinaus, dass die menschliche und Umweltgeschichte miteinander verknüpft sind. Die Belange des Menschen sind dabei nicht als die einzig legitimen anzusehen, vielmehr wird dem Mensch eine Verantwortung für die Natur zugesprochen. Auch wird Umwelt nicht als unveränderlich dargestellt, vielmehr wird die Beziehung zwischen Natur und Kultur hervorgehoben.
Anfänge des Ecocriticism
Seit seiner Entstehung ist der Ecocriticism als ein theoretischer Ansatz zu verstehen, der politisch ausgerichtet ist und in Bezug auf die globale Umweltkrise einen kulturellen Umbruch anstoßen möchte (Bühler, 27). Die Ursprünge der Strömung lassen sich im amerikanischen Raum verorten, wobei verschiedenste Problematiken aufgegriffen werden, die seit den 60er Jahren des letzten Jahrhunderts zunehmend in den Fokus der Öffentlichkeit geratenen sind (vgl. Heise, 223). Hierzu zählen etwa die Verschmutzung der Umwelt, eine wachsende Weltbevölkerung, Atomwaffenversuche, Verunreinigung von Nahrungsmitteln mit Giftstoffen, die Erderwärmung und das zunehmende Artensterben, was in den 1990er Jahre dazu führt, dass sich in den Literatur- und Kulturwissenschaften ein eigenes Forschungsgebiet etabliert. Dabei wird Literatur gerade heutzutage, wie der amerikanische Literaturwissenschaftler Glen A. Love anmerkt, die wichtige Aufgabe zuteil, auf die Bedrohungen aufmerksam zu machen, mit der sich die Umwelt und das planetare Leben – nicht zuletzt aufgrund menschlicher Einflussnahme – konfrontiert sehen muss (Bühler, 27).
Gegenstandsbereich der Literatur
Seine Anfänge hat die Strömung im amerikanischen nature writing. Mit dem Begriff werden faktuale Texte bezeichnet, in denen die Natur oftmals in der ersten Person charakterisiert wird. Davon ausgehend wird das Spektrum an Texten durch das Einbeziehen von Environmental Justice um eine soziale Komponente erweitert, so spielen nun auch die Wechselbeziehung von Umweltverschmutzung und Armut eine Rolle. Des Weiteren auch die Verbindung von Natur und Kultur in den Fokus gerückt, wobei nicht zuletzt die Frage im Zentrum steht, wie und warum Differenzen zwischen Natur- und Kulturräumen behauptet und in literarischen Texten reflektiert und ggf. dekonstruiert werden. Beispielhaft kann an dieser Stelle etwa der Text Ermordung einer Butterblume des Schriftstellers Alfred Döblin genannt werden. Hierin tötet der Protagonist eine Pflanze und wird im Anschluss wahnsinnig. Noch klarer wird die Umweltverschmutzung und -zerstörung hingegen im Gedicht zum Elbholz von Nicolas Born thematisiert. Hier werden Bäume gefällt und achtlos Müll in die Natur geworfen. Beide Texte scheinen ihrer Zeit voraus, denn in Anbetracht der aktuellen Klimakrise und einer scheinbar katastrophalen Mensch-Umwelt-Beziehung sensibilisiert sowohl das Gedicht als auch die Geschichte für die Umweltprobleme von heute.