
Myosotis discolor – Das bunte vergissmeinnicht
Das Vergissmeinnicht ist ein bekanntes Blümchen, das durch seine Symbolik, die durch die Namensgebung eindeutig wurde, oftmals als ein Zeichen des Gedenkens anderer zu finden ist. In der Geschichte dient sie somit in stilisierter Form der Erinnerung an die deutschen Kriegstoten vom Ersten Weltkrieg (1914-1918), welcher fast 2,5 Millionen Opfer aus Deutschland forderte. Darüber hinaus wird sie als Zeichen der Freimaurer während der Zeit des Nationalsozialismus (1933-45) gesehen, welches im Zuge der Gleichschaltung verboten wurde, sodass die Zeit der Unterdrückung und alle ihrer Opfer niemals vergessen werden.
Anders als das übliche Vergissmeinnicht, das sich durch die wohlbekannten blauen, runden Blüten auszeichnet, die in großen Gruppen wie kleine flauschige Wölkchen am Himmelsfirmament ausschauen, sind die Blüten des Bunten Vergissmeinnicht in mehreren Farben zu finden. Manches Vergissmeinnicht trägt sogar mehrfarbige Blüten direkt neben- oder untereinander (s. Abb. 1). Ihre Blüten blühen im Frühjahr zuerst in einem sanften Gelb auf, das passend zum Beginn der neuen Jahreszeit wie die ersten Sonnenstrahlen wirkt und Licht und Wärme in die Welt bringen zu wollen scheint. Diese wohltuende Farbe geht dann ins Rötliche über. Die nun rosafarbenen Knospen setzen farbliche Akzente in die sonst noch eher öden und grauen Gärten und Felder, wo sie einen farbenfrohen und lebendig-heiteren Eindruck vermitteln. Schlussendlich nimmt das Vergissmeinnicht dann die typisch blauviolette Farbe an.
Die Myosotis discolor, die wie ihr Name ‚discolor‘ schon über sie aussagt, bekannt für ihre Mehrfarbigkeit ist, ist eine einjährige, krautige Pflanze, die mit ihrem Wachstum von 10-30cm sehr filigran, zart und zerbrechlich wirken kann. Das zierliche Pflänzchen besitzt außerdem häufig mehrere Stängel, die am Grund abstehend und von oben anliegend behaart sind. Diese Härchen an ihr sind fein und haben gerade Spitzen, können demnach also leicht dornenartig wirken, doch sind sie viel weicher. Ihre grünen und feinen Blätter sind schmal, elliptisch-spaltig und vorne angespitzt, während die weiter unten wachsenden Blätter stielartig, verschmälert und rosettenartig, also dicht aneinandergedrängt wie bei Rosen angeordnet sind. Zu finden ist die Myosotis discolor häufig am Saum von anderen Pflanzen wie Ginsterbüschen und Kiefern und auf Sandrasen, sowie an Acker- und Wegrändern, wo auch das vorliegende Exemplar am 6.6.1844 in Hünfeld, eine Stadt die sich im osthessischen Landkreis Fulda befindet, gesammelt worden ist. Im Garten ist das bunte Vergissmeinnicht auch allzu beliebt, wo es gerne in ganz Deutschland gedeiht und das schon seit hunderten von Jahren.


Der generelle botanische Name der Klasse aller Vergissmeinnicht „Myosotis“ stammt von den griechischen Wörtern „mus“ und „otis“ ab, die übersetzt zusammen „Mäuseohr“ bedeuten. Dies verweist auf die Blätterform der Blume, die stark an die kleinen Ohren von Mäusen erinnert. Für den allbekannten Namen – der übrigens in den meisten Sprachen tatsächlich die gleiche Bedeutung trägt: im Englischen also Forget-me-not und im Spanischen beispielsweise Nomeolvidas – gibt es oftmals entsprechende Legenden dazu. Im Deutschen sind zwei davon besonders verbreitet:
Die erste stammt aus der griechischen Mythologie. Überliefert ist, dass Zeus einst glaubte, allen Pflanzen einen Namen zu geben. Als nun ein kleines, feines, blaues Blümchen dann zu ihm rief: „Vergiss mein nicht!“, machte er es sich leicht und gab ihr den entsprechenden Namen. Anders dagegen spielt es sich in einer Legende aus dem Mittelalter ab. Dort pflückte ein Ritter einen Strauß Blumen für seine Geliebte, doch er fiel ins Wasser und wegen seiner schweren Rüstung begann er zu sinken. Bevor er ertrank schaffte er es noch, seiner Geliebten den Strauß zuzuwerfen und zu rufen: „Vergiss mein nicht!“.
Aus diesen Geschichten kann man entnehmen, dass das blauviolette Pflänzchen den Wunsch widerspiegelt, niemals vergessen zu werden. Daher stammt auch ihr Name. Die zärtlichen Erinnerungen von alldenjenigen, die sie verschenken, aber auch geschenkt bekommen, sollen auch nach Abschieden niemals verdrängt werden. Sie symbolisiert die Zugehörigkeit von Geliebten, ihre unendliche Treue und die ewige Liebe, die genau wie die Pflanze zwar kurzzeitig verblühen kann, aber spätestens im nächsten Frühling wieder genauso stark oder sogar weitaus vermehrt aufblüht und in ihrer ganzen Pracht erstrahlt.