
Des Rätsels Lösung ist der Name – ACANTHUS SENNII CHIOV. VAR. LANATUS CUF. VAR. N.
Was ist unaussprechlich und gleichzeitig ungemein pieksig? Genau! „ACANTHUS SENNII CHIOV. VAR. LANATUS CUF. VAR. N.“ Jetzt wo sie diesen Namen gelesen haben, sind sie abgesichert, falls es in Ihrem nächsten Buchstabierwettbewerb vorkommen sollte. Beeindrucken Sie die Richter und Zuschauer doch mit den unglaublichen Fakten über dieses faszinierende, exotische Gewächs und die stachligen Blätter. Gattungsmerkmale der Familie der „Acanthus“ sind, dass sie ganzjährig als Kräuter oder Sträucher wachsen. Sie besitzen gefiederte bis geteilte Blätter, mit vereinzelten dünnen Dornen, manchmal auch mit Nebenblättern. Ihre violetten, manchmal pinken oder weißen Blüten wachsen in dichten, endständigen Ähren heran, die ebenfalls von feinen, spitzen Dornen geschützt werden. Die Kelche sind 4-lappig, wobei der obere und der untere Lappen größer sind, als die Seitlichen. Die Blumenkronen sind 1-lappig, denn die Oberlippe fehlt. Ihre Staubblätter sind 1-zellig und paarweise verbunden. Sie tragen eine Frucht in einer hellgrünen Kapsel und ihre Saat ist entweder haarlos oder mit kurzen, weichen Härchen versehen.

Es existieren etwa 30 Arten in tropischen bis warmen gemäßigten Regionen. Dieses explizite Exemplar stammt aus Süd-Äthiopien, dort wo bis 1800 Höhenmeter ein tropisches Klima von durchschnittlich 27°C herrscht und es jährlich nicht mehr als 500 mm Niederschlag regnet. Äthiopien ist eines der acht Mannigfaltigkeitszentren für Flora und Fauna weltweit, deshalb teilt sich diese Pflanze ihren Ursprungsort mit über 7.000 anderen, verschiedenen Pflanzenarten, wie zum Beispiel Kaffee und Bananen. Die artenreichen Klimazonen von Äthiopien bieten also vielen, schönen und nützlichen Gewächsen eine Heimat. Unser Exemplar fand erstmals in 1956 ein neues Zuhause, in einem Herbarium, bereitgestellt von dem Frobenius-Instituts der Universität Frankfurt a. M. Das Frobenius-Institut brachte dieses Exemplar also vor der Missionierung ab den 1960er Jahren mit nach Deutschland, wodurch diese Pflanze Zeugin einer anderen enthnographischen Epoche der Historie von Äthiopien ist. Zudem ist sie Teil einer Geschichte von mehreren Forschungsreisen zwischen 1935 und 1995, welche heutzutage in einer digitalen Datenbank archiviert wurden.
Aus der Familie der „Acanthus“ ähnelt das Kraut einer Distel. Weitere Informationen aus dem Namen der von Professor Georg Cufodontis (1896–1974) benannten Pflanze sind, dass „sennii Chiov.“ für den Entdecker der Art Emilio Chiovenda (1871–1941) und für den Kollegen Gustav Alfred Senn (1875–1945) steht. Eine respektvolle Geste der Anerkennung unter Wissenschaftlern. „Var. lanatus Cuf.Var. n.“ bedeutet, dass es sich um eine neuentdeckte Varietät (Var. n.) einer von Cufodontis (Cuf.) gefundenen, mit feinem Pelz bedeckten (lanatus) Akanthussippe handelt. Die Namensgebung wird auf den zweiten Internationalen Botanischen Kongress in Wien 1905 zurückgeführt, welcher verbindliche Regeln im Internationalen Code der Botanischen Nomenklatur festgelegt hat, die in ihren Grundzügen bis heute in Benutzung sind. Ist es nicht praktisch allein durch den Namen einer Pflanze zu wissen um welche Art es sich handelt? Das erleichtert den Umgang mit botanischen Datenbanken enorm und darüber freuen sich Studenten und Wissenschaftler zugleich. In diesem Sinne vielen Dank an alle, die sich die Mühe machen, um diesen Teil der wissenschaftlichen Forschung voranzubringen, da Pflanzen auf Grund ihrer Sauerstoffproduktion und ihrer Nützlichkeit als Nahrung oder Heilmittel ein unentbehrlich wichtiger Teil unseres Lebens sind und viel zu selten die Anerkennung bekommen, die sie eigentlich verdient hätten. Wie Coccia es 2018 zusammenfasste, bekämen Pflanzen trotz ihrer weltschaffenden Bedeutung nur geringfügige Wertschätzung. Deshalb freue ich mich mit meinen Kommillitonen und Kommillitoninnen an dieser digitalen Kuration arbeiten zu dürfen, um hoffentlich mehr Aufmerksamkeit für das Leben der Pflanzen zu schaffen.